Erklärung der 35 verfolgten Migranten

Am 20. April müssen wir an einem Gerichtsverfahren in Chios teilnehmen, nachdem wir neun Monate gewartet haben, gefangen auf Lesbos, während 30 unserer Brüder für denselben Zeitraum unrechtmäßig im Gefängnis warten mussten. Unsere Menschenwürde wurde missachtet, seitdem wir den Fuß auf europäischen Boden gesetzt haben, der vermeintlichen Wiege von Demokratie und Menschenrechten. Seitdem wir angekommen sind, wurden wir gezwungen unter fürchterlichen Bedingungen zu leben, unsere Asylfälle wurden nicht ernst genommen und die meisten AfrikanerInnen bekommen kein Aufenthaltsrecht in Europa und werden abgeschoben. Wir werden wie Verbrecher behandelt, nur weil wir eine Grenze überquert haben, die EuropäerInnen frei überqueren können.

Nun wurden 35 von uns für Randale, Zerstörung von Eigentum und Gewalt angeklagt, jedoch war es die Polizei, die uns angegriffen hat; in einer gewalttätigen und rassistischen Razzia der afrikanischen Sektion des Haftlagers Moria am 18. Juli 2017, dem Tag an dem wir festgenommen wurden. Am 18. Juli versammelte sich eine Gruppe von MigrantInnen verschiedener Nationalitäten und Herkunft und protestierten dagegen, dass wir als Gefangene auf der Insel Lesbos unter menschenunwürdigen Bedingungen festgehalten werden. Um die Proteste niederzuschlagen schoss die Polizei Tränengasgranaten in die Gruppe von MigrantInnen, die vor dem Haupteingang des Haftlagers Moria protestierte. Es war die Polizei in voller Kampfausrüstung, die MigrantInnen mit Steinen, Schlagstöcken und Tränengas angriff. Mehr als eine Stunde nachdem die Zusammenstöße vorüber waren, umzingelte die Polizei ausschließlich die afrikanische Sektion des Haftlagers Moria. Es waren die Polizisten, die Eigentum zerstörte, als sie die Fenster und Türen der Container aufbrachen, in denen wir leben. Sie zogen Menschen an den Haaren aus den Wohncontainern. Sie schlugen jeden, den sie fanden mit Schlagstöcken und Fäusten und traten sie mit ihren Stiefeln, sogar eine schwangere Frau. Es sieht so aus als wären wir nur wegen unserer Hautfarbe zum Ziel geworden – weil wir schwarz sind. In diesem gewalttätigen und rassistischen Angriff wurden auch wir geschlagen und festgenommen. Sogar in der Polizeistation wurden wir weiter geschlagen als wir in Handschellen waren, und noch Tage danach wurde uns medizinische Versorgung verweigert.

In der Woche nachdem wir gewalttätig festgenommen wurden, kam die Polizei zurück und durchsuchte erneut das Haftlager Moria. Sie nahmen viele AfrikanerInnen fest, die darüber informiert wurden, dass die Berufungsverfahren gegen ihre Asyl-Ablehnungsbescheide zurückgewiesen wurden und daraufhin in die Türkei abgeschoben wurden. Wir glauben, dass das Ziel dieser Festnahmen darin lag, MigrantInnen weiterhin zu terrorisieren und Widerstand zum Schweigen zu bringen. Unter Koordinierung des UN Flüchtlingshilfswerks UNHCR und des Griechischen Asylbüros wurde die schwangere Frau, die geschlagen wurde, in den Tagen nach der Polizeiattacke auf unsere Gemeinschaft nach Athen gebracht. Wir gehen davon aus, dass ihr Transfer und die Abschiebung mehrerer AfrikanerInnen durchgeführt wurden, um jegliche ZeugInnen der Polizei-Attacken gegen uns zu beseitigen.

Doch die Behörden können nicht verhindern, dass die Wahrheit ans Licht dringt, wie Griechenland und Europa MigrantInnen behandelt. Es ist der gewaltsame Angriff der Polizei gegen MigrantInnen, der untersucht werden muss. Es ist die Polizei, die vor Gericht gestellt werden muss. Wir und unsere 30 Brüder im Gefängnis müssen befreit werden. Wir trauen nicht darauf, dass die Beamten, die uns behandelt haben als wären wir keine Menschen, uns in diesem Falle fair behandeln werden; und wir wissen, dass wir in diesem Verfahren nur durch die Solidarität von GriechInnen, EuropäerInnen und anderen Menschen, die uns als gleichwertig betrachten, Gerechtigkeit erreichen können.

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1 Kommentar

    • Ann Singleton auf Sonntag, der 18. März 2018 bei 14:11
    • Antworten

    It an abuse that you have been held in Moria, then selectively targeted and attacked on racist grounds, for standing up for your human rights. On top of all that abuse, then waiting for so long to be able to seek some justice is a further indictment of supposed EU values. We are watching the Greek authorities and will make accountable all the EU governments who are responsible for creating this hell on earth.

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